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1. Überblick zur
Geschichte
3. Detailaufnahmen mit Inhaltsangabe
Burg Wildenstein bei Leibertingen im Donautal (Foto: djh)
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In der Nähe der jetzigen Burg Wildenstein
sind noch Überreste der früheren Burg Alt-Wildenstein erhalten;
auch der Hexenturm und der Hahnenkamm gehören in den Zimmernschen
Besitz.
Übersicht Burgen im Donautal
(aus: Günter Schmitt: Burgenführer Schwäbische Alb, Bd. 3: Donautal (1990), S. 201) |
Sie verdankt
ihre heutige Gestalt der durchgängigen Neugestaltung des 16. Jahrhunderts.
Graf Gottfried Werner von Zimmern, Onkel des Verfassers der Zimmernschen
Chronik, durch die einiges über diese Umgestaltungsmaßnahmen
bekannt ist, ließ den alten Bergfried durch moderne Festungsanlagen
ersetzen und die bestehenden Gebäude grundlegend neu strukturieren.
Bildlegende (ausgewählte
Punkte)
5 Westturm 6 Ostturm 8 Wehrmauer 13 Burghof 14 Burgkapelle 18 Speisesaal 19 Küche 21 Kommandantenturm 29
Empfang
Grundriß der Hauptburg
(aus: Burgen in Mitteleuropa, Bd. 1 (1999), S.x) |
Der Palas wurde dabei von ihm mit
Wandmalereien zum 'Sigenot', einem kürzeren Text der mittelhochdeutschen
Heldenepik, versehen. Welche Ausgabe er genau benutzte, ist noch nicht
sicher festgestellt; die Umrißzeichnungen, die den Fotos der einzelnen
Wandfelder beigegeben sind, sollen beim Vergleich mit den zahlreichen Drucken
des frühen 16. Jahrhunderts (Überblick dazu bei Heinzle, vgl.
Literaturangaben auf der Hauptseite) helfen. Die Bilder werden sukzessive
als Datenbank zur Verfügung gestellt.
Es wird von dem Grafen berichtet, er habe selbst
reimen von dem Berne (also Dietrich von Bern) und den risen verfaßt.
Davon hat sich nichts erhalten, aber der Graf hat offensichtlich in die
Anordnung der Malereien selbst strukturierend eingegriffen, denn sie setzt
die episodenhafte Erzählung aus der sogenannten 'aventiurehaften'
späten Dietrichsepik in zwei parallel laufende Bildbänder mit
einzelnen Handlungshöhepunkten um.
– Büro = Ostnische und die rechts und links davon liegenden Felder der Ostwand;
– Personalraum = rechte Seite der Ostwand und rechte Seite der Nordwand mit Nordnische;
– Küche = linke Seite der Nordwand und Westwand [völlig durch Tünche überdeckt]
Die Geschichte
verläuft entsprechend der Numerierung der Felder in zwei Registern
jeweils gegen den Uhrzeigersinn von Süden nach Norden. Oben ist die
Dietrichs-, unten die Hildebrandhandlung.
Der Palas der Burg Wildenstein mit der
alten Einteilung in zwei große Räume ( ___ ) und der heute
bestehenden Wandgliederung (---). Die Sigenot-Malereien laufen von der
Südwand ("Empfang") über die Ostwand bis zur Nordwand und beziehen
auch die tiefen Fensternischen mit ein.
Aufrißskizze nach Curschmann/Wachinger,
S. 365 |
Die Einleitung besteht nach einem kurzen Prolog mit Anrede an das Publikum aus einem längeren Gespräch zwischen Dietrich von Bern und seinem Waffenmeister Hildebrand über Abenteuer: Hildebrand erzählt von einem Riesen Sigenot – allerdings nur unter der Bedingung, daß Dietrich nicht gegen ihn ausreite. Dietrich setzt sich darüber hinweg und zieht, nachdem ihn Hildebrand gerüstet hat, unter den Klagen der Frauen aus Bern aus. Auf der Heide erprobt er die Schnelligkeit seines Rosses, mit dem er sogar eine Hinde überholen kann, die er mit dem Schwert erschlägt. Das tote Tier ist (durch einen phantasievollen Restaurator mit Hundefüßen versehen) auf dem ersten noch erkennbaren Bild des Wandmalereizyklus (4) zu sehen, dazu der Wilde Mann, dem Dietrich begegnet. Er trägt einen Zwerg an einer Stange und Dietrich tritt zu dessen Befreiung an. Nachdem Dietrich zuerst nicht gegen den Wilden Mann ankommt (5), gibt ihm der Zwerg, der auf den Deckenbildern der Ostnische gebunden zu sehen ist, ein Kraut, mit dessen Hilfe er den Wilden Mann besiegt (6). Der Zwerg Baldung, Nachkomme Alberichs, dankt Dietrich, rät ihm von einem Kampf mit Sigenot ab und schenkt ihm, als er sich weigert, von seinem Vorhaben abzulassen, einen Zauberstein, der Dietrich vor den Drachen des Riesen schützen soll.
Dietrich erblickt den schlafenden Riesen Sigenot (7). Damit beginnt die Reihe an der Ostwand, die zwar durch die neue Wand zwischen Büro und Personalraum unterbrochen ist, aber noch die am besten erkennbaren Bilder zeigt. Dietrich weckt den Riesen mit einem Fußtritt und beginnt einen langen Kampf, dessen Ausgang lange ungewiß ist (8, 9, 10); die folgenden Stadien des Kampfes an der Nordwand sind nicht mehr zu erkennen; danach geht der Kampf in der Nordnische weiter. Nachdem ihm Dietrich die vierkantige Stange, mit der er bis dahin gekämpft hatte, aus der Hand geschlagen hatte (13), greift Sigenot zum Baum (14). Schließlich besiegt Sigenot Dietrich, nimmt ihm seine Rüstung ab und wirft ihn in ein tiefes Loch zum Gewürm. Das fand sich wohl an der Fortsetzung der Nordwand, von der sich nichts erhalten hat. Damit muß jedenfalls der Dietrichzyklus des oberen Registers aufgehört haben.
Nachdem er von Dietrich keine Nachricht erhalten hat, reitet Hildebrand verabredungsgemäß aus Bern. Sein Abschied von der Herzogin ist nicht mehr erhalten; das erste erkennbare Bild (19) zeigt den Kopf des auf Hildebrand lauernden Riesen, der sofort einen Kampf beginnt (20), der sich ähnlich lange hinzieht wie derjenige mit Dietrich (21, 22, 23, 24). Schließlich besiegt der Riese Hildebrand und trägt ihn an seinem Bart (25) in seine schachbrettartig gemusterte Höhle. Hildebrand entdeckt dort die Waffen Dietrichs an der Wand und rüstet sich mit ihnen (26; der Restaurator hat aus dem Betthimmel eine Fahne gemacht). Daraufhin beginnt eine zweite Kampfrunde (27, 28), bei der Hildebrand auf dem Boden liegend (29) Sigenot von unten durch den Schuppenpanzer sticht (39) und ihn tötet.
Dietrich tritt jetzt wieder auf, die beiden Handlungsstränge treffen aufeinander: mit Hildebrands Hilfe versucht er, aus dem Loch zu entkommen (31, 32). Der erste Versuch, mit einem aus Hildebrands Kleidern gedrehten Stick, mißlingt, aber mit Hilfe eines zweiten Zwerges gelangt Hildebrand an eine Leiter, über die er Dietrich aus der Grube hilft, nicht ohne ihn vorher gründlich ermahnt zu haben. Beide reiten nach Bern zurück. Das war wohl am Ende des Zyklus dargestellt, der jetzt nicht mehr erhalten ist.
Interaktive Karte: Klicken Sie auf die Zahlen, um sich ein einzelnes Feld anzuschauen bzw. auf die Beschriftungen 'Nordnische' usw., um einen Überblick über den entsprechenden Raumkörper zu erhalten.
– Oberes Register
(= obere Szenen auf den Wänden und Deckenbilder in den Nischen): Dietrichs
Kampf (Titutulus berner), zuerst mit dem Wilden Mann (waidman):
Nr. (x1–4), 1–6 (7), dann mit dem Riesen Sigenot (sigenot): Nr.
8–14.
– Unteres Register (= untere Szenen auf den Wänden und Seitenbilder in den Nischen): Hildebrands Kampf (hiltbrant) mit Sigenot: Nr. (y1–4) 15–32. Skizze nach Curschmann/Wachinger,
S. 366
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Das Foto zeigt das Team von der Universität
Tübingen - Timo Kröner, Michael Rupp, Henrike Lähnemann,
Stephanie Doldinger und Justin Vollmann -
in der Burgkapelle bei den Ausleuchtungsarbeiten für die Fotoaufnahmen. Fotos: Henrike Lähnemann
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