German literature and history
Lecture 3: The Volk in the 18th century
Bibliography
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Werke. Ed. Bernhard Suphan. Vol. XXXII, 1899. 31-61.
Herder, Johann Gottfried. 'Vorrede' to Volkslieder, 1st
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vol. 5: Sturm und Drang, Klassik, Romantik. Ed. Hans-Egon
Hass. München, 1966.
Berghahn, Klaus L. 'Volkstümlichkeit ohne Volk? Kritische
Überlegungen zu einem Kulturkonzept Schillers.' Popularität
und Trivialität. Ed. Grimm Reinhold and Jost Hermand.
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Kiesel, Helmuth, and Paul Münch. Gesellschaft und Literatur
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Zur bürgerlichen Ideologie am Ende des 18. Jahrhunderts.'
Jahrbuch der Jean Paul Gesellschaft 9 (1974). 102-126.
Passages discussed in the lecture
- In einem kleinen Dorfe lebte ein rechtschaffner Mann, der
von dem Herrn des Dorfes zum Verwalter gesetzt worden war. Der
Mann liebte seine Nebenmenschen, und suchte sie also auf alle
Arten glücklich zu machen. Weil aber ein Mensch nicht glücklich
werden kann, wenn er nicht gut und verständig ist, so ließ
er die Kinder des Dorfs oft zu sich kommen, und lehrte sie, wie
sie es machen müsten, um gut und klug, und also glücklich
zu seyn. (Johann Georg Schlosser, Sittenbüchlein für
die Kinder des Landvolks (1773). In: Kinder- und Jugendliteratur
der Aufklärung: Eine Textsammlung, ed. Hans-Heino Ewers,
Stuttgart 1980, p.92)
- Ihr seyd auf der Welt das Feld zu bebauen [
]. Das müsset
ihr also immer eure Hauptarbeit seyn lassen. [
] Sucht nicht
mehr zu wissen, Kinder, als ihr braucht, um als redliche Bauern
glücklich zu seyn. Ihr werdet es aber nie werden, wenn ihr,
anstatt zu pflügen oder zu erndten, [
] da sitzet und
leset, was euch nichts angeht, und was ihr vielleicht doch nicht
verstehet. Nur dann, wann ihr in eurer Haushaltung, und auf eurem
Felde nichts mehr zu thun habt, nur dann mögt ihr lesen.
[
] Euer Pfarrer wird euch schon sagen, was ihr am besten
lesen sollt. (Schlosser, in Ewers, ed., p. 94.)
- Alle Philosophie, die des Volks seyn soll, muß das Volk
zu seinem Mittelpunkt machen, und wenn man den Gesichtspunkt der
Weltweisheit in der Art ändert, wie aus dem Ptolomäischen
das Kopernikanische System ward, welche neue fruchtbare Entwickelungen
müssen sich hier nicht zeigen, wenn unsre ganze Philosophie
Anthropologie wird. (Herder, 'Problem
', p. 61.)
- Die Sinnlichkeit (die an sich Pöbel ist, weil sie nicht
denkt) [
]. (Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer
Hinsicht (1798), quoted in Wolfgang Welsch, Ästhetisches
Denken, Stuttgart, 1990, p. 27.)
- Jede menschliche Seele [ist] in den ersten Jahren gewissermaße
Seele des Volks. (Johann Gottfried Herder, 'Vorrede' to
Volkslieder, 1st ed. (1775), in Die deutsche Literatur:
Texte und Zeugnisse, vol. 5: Sturm und Drang, Klassik,
Romantik, ed. Hans-Egon Hass, München 1966, p. 770.)
- Soviel ist immer gewiß, ein großer und der größte
Teil unsres Wesens ist sinnliche Existenz. (Herder, in
Hass, ed., p. 770.)
- Und nun sollte ich [
] eine [
] Vergleichung [
]
des Resultats machen, das aus einer sinnlichen, wenn auch
einfältigen, aber sicheren, kurzen,
starken, rührungs- und inhaltvollen Denkart eines
Volks entspringt, wie sie etwa Gesänge der [
] Art
bilden können: und der hohen, ätherischen,
unsinnlichen, ganz duft- gewürz- und moralvollen
Erziehung, wie sie unsre aufgeklärtere Zeit gibt, und
selbst schon bis auf den geringsten Pöbel darauflosstürmt.
Soviel ist immer gewiß, ein großer und der größte
Teil unsres Wesens ist sinnliche Existenz: also auch Beschäftigung
der Sinne und der stärksten sinnlichen Kräfte
das Haupstück der Erziehung des Volks und der Kinder.
Abstraktion wird immer Zeit gnug kommen und selbst
für sich sorgen: wenn nur ihr Grund in wahren
Materialien gut gelegt ist. [
] Schönes, erleuchtetes
Jahrhundert ohne Kräfterregung, Inhalt, Sache und
Tat, voll schöner Worte, lieblicher Wendungen,
aufgezählter Reime und herrlichkünstlicher Musikstanzen!
herrliches Jahrhundert, wo es Hauptkunstgriff wird, die Seele
ja [
] zur artigen Phrases- Licht- und Vernunftseele
zu machen: hast du an Inhalt, Kraft und daurender Glückseligkeit
auf die Nachwelt gewonnen oder verloren? (Herder, in Hass,
ed., p. 770-771.)
- An Sprache, Ton und Inhalt sind [Volkslieder] Denkart des
Stamms oder gleichsam selbst Stamm und Mark der Nation. (Herder,
in Hass, ed., p. 766.)
- Ein kleines Harfenmädchen sang.
Sie sang mit wahrem Gefühle
Und falscher Stimme, doch ward ich sehr
Gerühret von ihrem Spiele.
Sie sang von Liebe und Liebesgram,
Aufopfrung und Wiederfinden
Dort oben, in jener besseren Welt,
Wo alle Leiden schwinden.
Sie sang vom irdischen Jammertal,
Von Freuden, die bald zerronnen,
Vom Jenseits, wo die Seele schwelgt
Verklärt in ewgen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich Euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
(Heinrich Heine, Deutschland: Ein Wintermärchen (1844),
I, 13-36)
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