LIX. Von geitigen pfaffen vn[d] vo[n] and[er]n bo[e]sen leuten.
8905 Swaz heiliger liute süeze andâht
8906 Unserm herren ze dienste hât erdâht,
8907 Daz wirt nu leider dicke vollebrâht
8908 Anders denne sîn was gedâht,
8909 Wenne pfaffen, ritter und klosterliute
8910 Lebent leider anders hiute
8911 Denne in der êrsten kristenheit:
8912 Diz machet hôchfart und gîtikeit.
8913 Gewalt und unreht habent die kraft
8914 Von des tiufels meisterschaft.
8915 Swâ man in henget üm ein ei,
8916 Dâ nement si driu ê denne zwei.
8917 Alsus sint vögte kumen,
8918 Der manic man hât kleinen frumen,
8919 Wenne vil manic vogteie
8920 Hât niht rehtes gein einem eie
8921 Und nimt zuo dem eie daz huon.
8922 Waz sol daz eigen dar zuo tuon,
8923 Swenne im gewalt und ouch unreht
8924 Machet krump, daz ê was sleht
8925 Dô triuwe und einvalt wâren wert?
8926 Untriuwe füetert manic pfert
8927 Daz mit sînem herren hungers stürbe,
8928 Wêr daz er anders niht erwürbe
8929 Denne daz sîn ze rehte wêre.
8930 Des ist vil manic wammaisêre,
8931 Platener und schüepelêre,
8932 Die kisten und kasten machent lêre,
8933 Der manic arm man vil gern enpêre,
8934 Wenne triuwe und reht sint in unmêre.
8935 Swer sich der selben knappen trœstet,
8936 Des sêle wirt leider dort gerœstet,
8937 Dâ bürge und lant, wip und kint,
8938 Ros und knehte unnütze sint.
8939 Doch sint die rihter noch sô blint,
8940 Daz sie durch êre, diu als ein wint
8941 Verswindet, lîp und sêle gebent
8942 Und nâch dem êwigen tôde strebent.
8943 Triuwe und reht sint gar verswunden.
8944 Sît die kirchen an sich bunden
8945 Veteche als ob si wölten fliegen,
8946 Daz si vor urliuge und vor kriegen
8947 Etslich wîle sich doch gefristen:
8948 Des siht man nu den tiufel nisten
8949 Ûf des heiligen geistes adel
8950 Als einen storch ûf einem stadel.
8951 Swenne man ûf den kirchen spitzen
8952 Vorn siht und ouch hinden sitzen
8953 Bercfride, erker und dar zuo tûren,
8954 Wahter ûf türn und ûf den mûren,
8955 Die got ze dienste sint gemacht,
8956 Dâ hœrt man schrîen durch die naht:
8957 "Wartâ zuo dir, wartâ dar!
8958 Nim lîbes und guotes und êren war!"
8959 Singet der pfaffe: "Marthâ, Marthâ!"
8960 Sô schrîet der wahter: "wartâ, wartâ!"
8961 Daz volc loufet sân ûz an die wer,
8962 Der pfaffe nême ein heidelber
8963 Vür sîn opfer in disen nœten:
8964 Er fürhtet daz si in selber tœten,
8965 Ob si daz messegewant von im rîzen
8966 Die selten guoter dinge sich flîzen.
8967 Kelch, messegewant und buoch
8968 Ampollen, bühsen und altertuoch
8969 Sölten aleine in kirchen sîn:
8970 Nu siht man leider manigen schrîn
8971 Dâr inne stên denne pfarreliute:
8972 Des muoz vil manic pfaffe hiute
8973 Mit vihe und ouch mit andern dingen
8974 Sîn nôtdurft jârs zesamen bringen.
8975 Wir vinden in wîser lêrer buochen,
8976 Daz nieman sol den fürsten fluochen:
8977 Diu kristenheit sol vür si biten
8978 Daz got si bezzer an irn siten,
8979 Daz si ir undertânen alsô
8980 Bewarn daz si belîben frô.
8981 Daz müeste aller meist von fride kumen:
8982 Nu hab wir krieges sô vil vernumen
8983 Von bêbsten, künigen, grâven, frîen,
8984 Geistlichen fürsten, daz wir wol schrîen
8985 Miigen gein himel, daz gotes güete
8986 Si gebezzer und ir gemüete
8987 Von hôchfart und von gîtikeit
8988 Rihte ûf dêmüetige reinikeit.
8989 Wenne wir gehôrt hân und gesehen,
8990 Daz zwei grôz unbilde sint geschehen
8991 Und zwei wunderlich geschihte
8992 An geistlichem und an werltlichem gerihte:
8993 Daz ein bâbst den andern dranc
8994 Von sînem stuole ân sînen danc,
8995 Und ein herzog von Oesterrîche
8996 Künic Adolfes rîche wunderlîche
8997 Besaz, dâ er verlôs sîn leben.
8998 Got gebe, daz dirre der werlde füege eben!
8999 Waz hête din werlt fröude oder wunne,
9000 Swenne der mâne und ouch diu sunne
9001 Tunkel wêrn und die planêten
9002 Stille stüenden an siben steten?
9003 Als habe wir kristen, swenne daz rîche
9004 Und der bâbst niht hellent gelîche
9005 Und swenne die rihter stille stênt
9006 Und rehter urteil niht nâch gênt.
9007 Der bâbest bezeichent uns die sunne,
9008 Von dem geistliches rehtes wunne
9009 Schînen sol: sô bediutet daz rîche
9010 Den mânen, swenne ez sunderlîche
9011 Werltliches gerihtes pflegen sol.
9012 Dâ von wizze wir alle wol,
9013 Daz sant Johannes ein swert truoc
9014 Durch schirm, mit dem er doch niht sluoc.
9015 Sant Pêters swert sluoc ab einem schalke
9016 Ein ôre, der was geheizen Malke:
9017 Daz swert gehœrt die rihter an,
9018 Johannes swert bediutet den ban.
LIX. Von dem Pabst vn[d] von seinen Cardinalen.
9019 Got gap sant Pêter sînen segen
9020 Und hiez in sîner schâfe pflegen,
9021 Er hiez in niht schâfe beschern:
9022 Nu schernt die pfaffen alle gern.
9023 Der bâbst enruochet wer beschirt,
9024 Daz im der wollen ein knolle wirt.
9025 Diz bewêre ich wol alsô,
9026 Wenne bâbest Bonifaciô,
9027 Der bî den zîten bâbest was
9028 Dô ich diz buoch zesamen las,
9029 Nâmen herren, die hiezen von der Siul e,
9030 In bulgen, in schrînen, die truogen miule,
9031 Mêre denne zweinzic tûsent pfunt.
9032 Sôgetân schaz was vil unkunt
9033 Sant Pêter und sant Gregôriô,
9034 Der sêle nu sint vor gote frô,
9035 Als ich iuch noch baz bescheide.
9036 Dô sant Gregôrius driu tûsent meide
9037 Ze Rôme hete in sîner pflege,
9038 Daz sôgetân schaz bî im dâ lêge,
9039 Daz sül wir alle in wol verwizzen.
9040 Er het von jugent sich des geflizzen
9041 Daz er mit guote was gotes spîser,
9042 Mit lêre der sünder underwîser.
9043 Daz wart dem einsidel wol bekant,
9044 Der mêr eigenschefte vant
9045 An sîner katzen naht und tac
9046 Denne der der kristenheite pflac.
9047 Got gebe ez uns ze heile!
9048 Ze Rôme ist antlâz veile,
9049 Pfarre, bistuom, probstie
9050 Techenîe und abbatîe:
9051 Wenne nâch der alten meister sage
9052 So bediutet Rôme 'hende nage',
9053 Wenne si neget manige hant,
9054 Als pfaffen und leien ist bekant.
9055 Ouch wâren ir êrsten stifter
9056 Rouber unde morder,
9057 Sô sint nu ir kanzeler,
9058 Schrîber, huller, kamerer
9059 Trieger, lieger, âbrecher,
9060 Die manigen biutel machent lêr.
9061 Reinez leben, adel, kunst
9062 Belibent âne des bâbstes gunst,
9063 Ez enkume denne mit in an die vart
9064 Rîchart, Klinchart und Gebehart.
9065 Swer die bringet, der wirt gewert
9066 Swes er in dem hofe gert.
9067 Alle sache sint enwiht,
9068 Habent si der vürsprechen bî in niht:
9069 Wenne Abelœser und Nemehart ,
9070 Nimmervol und Nagehart,
9071 Schindengast und Lügenhart
9072 Und sîn bruoder Trügenhart,
9073 Smeichart, Swerolt, Glîchsenhart,
9074 Slinthart, Krazhart, Jüdenbart,
9075 Lêrenbiutel und Füllensac
9076 Pflegent des hofes naht und tac.
9077 Krazhan und her Kratziân
9078 Behaltent des nîht üm ein blat,
9079 Daz wîlent meister Graciân
9080 Ûf gotes genâde geschriben hât.
9081 Ein decretâl und ein decrêt
9082 Sint in des bâbstes hofe bekant:
9083 "Swer zuo mir rîtet oder gêt,
9084 Der fülle mit silber mir die hant
9085 Und mit golde, sô wirt er
9086 Sân zehant von mir gewert
9087 Durch die heiligen marterer,
9088 Swes sîn herze von mir begert".
9089 Wenne sant Albînes heilictuom
9090 Und sant Ruffines sint sô wert,
9091 Daz si noch habent den obersten ruom
9092 Vor allem heilictuom als vert.
9093 Swem si mit vollen genâden bî
9094 Wonent, der ist ein sêlic man:
9095 Er sî eigen oder frî,
9096 Sô betet man doch daz heilictuom an:
9097 Wenne ez tuot wunderlîchiu zeichen:
9098 Ez machet gesehende liute blint,
9099 Ez kan hertiu herzen weichen
9100 Und machet ûz alten liuten kint.
9101 Ez hât gewaltes alsô vil
9102 Ze Rôme, als ich vernumen hân:
9103 Swer sant Pêter koufen wil,
9104 Der ruofe daz selbe heilictuom an
9105 Und bringe ez volliclîchen dar:
9106 Man gibt im sant Pauls dar zuo.
9107 Ist daz ich ez gesprechen tar:
9108 Got wirt selber spât und fruo
9109 Durch des heilictuomes liebe
9110 Verkouft, gemartert jêmerlich
9111 Von manigem rouber und diebe
9112 Beide verholn und offenlîch.
9113 Swer niht kan smeichen und tiuschen,
9114 Der sol sich hüeten vor den biuschen,
9115 Mit den maniger wirt geslagen
9116 Ân alle schult üm sinen kragen.
9117 Swer wol gelernet rœmisch getiusche,
9118 Er si diep, morder oder unkiusche,
9119 Hât er ze geben man macht in heilic,
9120 Aleine diu sêle doch beleip meilic.
9121 Der bâbest ist sînen kinden holt.
9122 Er nimt ir silber und ir golt
9123 Und tuot in genâde, diu bezzer ist,
9124 Mit ganzen triuwen ze aller frist.
9125 Silber und golt treit man hin în.
9126 Und wêre sîn bulle silberîn,
9127 Welch strâze wêre denne morder frî?
9128 Wenne silber ist bezzer denne blî:
9129 Als hât des bâbstes heilikeit
9130 Bedâht wol alle die kristenheit.
9131 Der heilige wîssage Zacharias,
9132 Niht der sant Johans vater was,
9133 Hete von gote genâden genuoc.
9134 Der sach zeimâl einen grôzen kruoc
9135 In dem geiste, in dem saz mitten
9136 Ein wîp als in des tiufels smitten,
9137 Der wart geworfen ze der stunt
9138 Ein knolle blîes in den munt.
9139 Dô der heilige man daz sach,
9140 Ze einem engel er dô sprach,
9141 Daz er in anwîste waz wîbes si wêre.
9142 Diu frâge was dem engel niht swêre:
9143 "Si heizet Unbarmherzikeit",
9144 Sprach er, "daz sî dir geseit".
9145 Dô wart der guote man gewar
9146 Daz zwei wîp schier kâmen dar,
9147 Diu heten vetiche als ein wîe.
9148 Si nâmen daz wîp mit kruoge und mit blie
9149 Und fuorten si gein Sennaâr:
9150 Daz lant mac wol bediuten gar
9151 Rœmer lant und Rœmer site,
9152 Den lützel triuwe und güete wont mite.
9153 Wêre diu bulle silberîn,
9154 Sô würde manic pilgerîn
9155 Ermordet, des herze frô und fri
9156 Machet ein zedel und ein blî.
9157 Rôme teilt in manic lant
9158 Ir blî, als uns ist wol bekant.
9159 Si ist ân gâbe nieman holt,
9160 Si gît vür silber und vür golt
9161 Blî: die wîle diu werlt stêt,
9162 Diu münze ir niht abe gêt,
9163 Wenne ein sîde und ein blî
9164 Wonent des bâbstes briefen bî;
9165 Diu zwei müezen ungescheiden sîn.
9166 Doch ist diu werlt îsenîn,
9167 Blîîn worden und irdîn,
9168 Diu güldin was und silberîn.
9169 Diz hât bediutet ouch hie vor
9170 Diu siule, die Nabuchodonosor
9171 Eines nahtes vor im stênde sach,
9172 Als mir Daniêls buoch verjach:
9173 Diu hete ein houbet, daz was güldîn,
9174 Brust und arme silberîn,
9175 Bûch und hüffe wâren êrîn,
9176 Knie und schenkel îsenîn,
9177 Die füeze wâren halp irdin,
9178 Daz ander teil was îsenîn:
9179 Als nimt diu werlt an tugenden abe
9180 Von tage ze tage biz ze dem grabe.
9181 Güldîn, silberîn und küpferîn
9182 Mac doch diu werlt noch wol sîn,
9183 Sît kupfer, silber unde golt
9184 Sô wert sint, daz in allez daz holt
9185 Ist, daz haller nu bekennet,
9186 Vor dem man golt und silber nennet.
9187 Tugent ziert alter und jugent:
9188 Nu gêt untugent vür die tugent
9189 Sô verre, daz herren und rîche liute
9190 Untugent sich nimmer schement hiute.
9191 Milte was grôziu tugent hie vor,
9192 Swer milte nu wêre, der wêr ein tôr:
9193 Des fürhte ich sêre daz gîtiger muot
9194 Manîge sêle bringe in helle gluot:
9195 Wenne kein pfaffe nie vant geschriben,
9196 Daz gîtige liute bî gote sîn beliben
9197 Ûf ertrîch oder in himelrîch,
9198 Si sîn arm oder rîch.
9199 Ein wîser man sprach: "Lieber sun,
9200 Ein lasterblech daz heizet un,
9201 Daz durch tiutschiu lant nu gêt
9202 Und vorn an manigen worten stêt,
9203 Der lop ez nidert unde swachet
9204 Und ez gar ze nihte machet.
9205 Des hân ich leider vil geziuge,
9206 Die mir gestênt daz ich niht liuge:
9207 Unsêlic, unsinnic, unstête, unreine,
9208 Unedel, unertic und ungemeine,
9209 Ungedultic, unordenlich,
9210 Ungehôrsam, unhöfelich,
9211 Unbollich, unzimlich,
9212 Unmenschlich, unkristenlich,
9213 Unversunnen, unêrlich,
9214 Unveterlich, unmüeterlich,
9215 Unswesterlich, unbrüederlich,
9216 Unfriuntlich, ungeselleclich
9217 Untugentlich, unendelich,
9218 Unflêtic, unkiusche, unlüstic,
9219 Unheimlich, ungetriuwe, unküstic,
9220 Unwert, ungewis und ungelêrt,
9221 Ungelöubic und unbekêrt,
9222 Unbescheiden, unredelich,
9223 Unwillic, ungenêdic, unfridelich.
9224 Noch vindet man der worte vil,
9225 Der ich doch niht mêr schrîben wil.
9226 Alein nu klebe diz lasterblech
9227 An manigen worten als warmez bech.
9228 Doch ist ein gelt, ungelt genant,
9229 Daz verre und nâhen leider ist bekant
9230 Von sînem unrehte und grôzer untât,
9231 Die daz selbe gelt an im hât,
9232 Wenne ez schônt niemans ûf erden.
9233 Swer des zolles wil rîche werden,
9234 Der wil sich an der sêle verderben.
9235 Wê dem der sôgetânen zol sînen erben
9236 Lêt nâch sînem tôde belîben,
9237 Wenne er in gote nîht mac beklîben!
LXI. Von bo[e]sen zo[e]llen.
9238 Unrehte zölle und vogteie
9239 Und zehende, die nu manic leie
9240 Koufet und erbet ûf siniu kint,
9241 Machent die kristenheit sô blint,
9242 Daz si die grôzen missetât
9243 Niht vür tœtliche sünde hât.
9244 Wie zehende in der leien hant
9245 Sîn kumen, swem daz ist bekant,
9246 Der wölte ein mîle ungern loufen
9247 Daz er ir siben sölte koufen.
9248 Swer zölle wil ze rehte pflegen,
9249 Der sol ze brücken und ze stegen,
9250 Ze wazzers nœten und ze lantstrâzen
9251 Den nuz der zölle mit triuwen lâzen:
9252 Er sol niht erben ûf sîniu kint
9253 Als acker, hûs, pfert oder rint.
9254 Durch schirm und barmherzikeit
9255 Sint alle vogteie ûf geleit,
9256 Daz witwen, weisen und klôster liute,
9257 Die vil gewaltes lîdent hiute,
9258 Frume liute ûzerkorn, junge und alte,
9259 Beschirmten vor unrehtem gewalte,
9260 Und ob si den iht liebes têten,
9261 Daz si daz vür ein reht iht hêten.
9262 Nu könde kein meister nie vol durchgründen,
9263 Mit wie manigen bœsen fünden
9264 Die vögte arme liute nagent,
9265 Sô si nâch irem guote jagent!
9266 Wer hât daz grôze unbilde erloubt,
9267 Daz ein arm wîp daz beste houbt
9268 Ûz irem vihe denne muoz geben,
9269 Swenne ende genimt irs wirtes leben,
9270 Des houbt gesinde und vihe nerte?
9271 Sôgetân vogteie ist gar ze herte:
9272 Und wizzet, swer si funden hât,
9273 Daz des sêle wirt nimmer rât,
9274 Und ouch daz dem der selbe site
9275 Unz an sîn ende volget mite.
9276 Man list niht daz der rîche man,
9277 Den Lazarus rief in hunger an,
9278 Iht unrehtes guotes hête ûf erden:
9279 Und muoste sîn sêle doch verlorn werden,
9280 Üm daz er sîn guot unordenlîch
9281 Verzerte und unbarmherziclîch.
9282 Sol denne der ende werden guot,
9283 Die armer liute sweiz und bluot
9284 Mit gewalte ân gotes vorhte nement
9285 Und weder roubes noch diube sich schement,
9286 Sô sül wir hoffen alle gelîche,
9287 Daz wir ouch kumen ze gotes rîche.
9288 Doch wizzet daz sant Bernhart
9289 Der wârheit lützel hât gespart
9290 In sînen fünf buochen der Merkunge,
9291 Wie hôhe, nider, alte und junge
9292 Rihter ûf erden leben sölten,
9293 Ob si daz reht ansehen wölten.
9294 Swer ouch in der Hirten buochen
9295 Sant Gregorien lêre wil suochen,
9296 Der vindet des er gebezzert wirt,
9297 Er si gast, hûsgenôz oder wirt:
9298 Wenne er hât aller hande liute
9299 Leben in den geschriben wol ze diute.
9300 Ouch wizzet daz unreht gerihte
9301 Lant und liute bringet ze nihte.
9302 Mit der schrift ich wol bewêr,
9303 Daz wir alle sîn rihter,
9304 Ein ieglicher über sîn selhes leben;
9305 Dem aber got hât kint gegeben,
9306 Hûsgenôzen, meide oder knehte,
9307 Der sehe daz er ouch rihte rehte
9308 Und daz er vor in alsô lebe,
9309 Daz er guot bilde in allen gebe:
9310 Swem grœzer dinc bevolhen sî,
9311 Der rihte ouch eben und sî im bî.
9312 Wie sol ein man getuon aleine
9313 Daz einem convente gevalle gemeine,
9314 Sît manic kint alle sîns vater tât
9315 Allewege vür guot niht enhât?
9316 Den rihtern sül wir urloup geben
9317 Und grîfen an der frêze leben.
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Administration: Henrike Lähnemann Zuletzt geändert am 12.11.2004