CLIII. Von dez me[n]sche[n] driueltig geburt Vnd vo[n] d[er] gnade der zeit.

24085 Alle menschen sint verlorn,
24086 Die niht drîstunt sint geborn:
24087 Diu muoter ir kint von êrste gebirt,
24088 In der toufe ez reine wirt,
24089 Der tôt gebirt ez hin ze gote,
24090 Swie er doch sî ein scharpfer bote.
24091 Tôt und tiufel ich nie gesach
24092 Und fürhte ir beider ungemach.
24093 Hôchgültiger gâbe wart nie geben
24094 Dem menschen ûf erden ze sînem leben
24095 Denne einiu, die ez gar offenlich
24096 Verkrâmet oft und jêmerlich:
24097 Daz ist diu zît, die nieman kan
24098 Vergelten swie vil er ie gewan.
24099 Dâ von sprach meister Senecâ:
24100 "Du sîst hie oder anderswâ,
24101 Die vergangen zît soltu betrahten,
24102 Die gegenwertigen gar wol ahten,
24103 Die künftigen soltu vor bedenken,
24104 Wiltu niht von der wîsheit wenken."
24105 Des schribet uns sant Gregôrius
24106 In einem sînem buoche alsus:
24107 "Wizzet daz ein ieglich missetât
24108 Besunder iren tiufel hât,
24109 Der vür si rêtet und denne ir pfliget,
24110 Swenne er dem menschen an gesiget."
24111 Des habe wir einen herten strît
24112 Gein den töufeln alle zît
24113 Und ist grôz wunder, daz in ieman
24114 Ûf erden an gesigen kan:
24115 Wenne unser ist lützel und ir ist vil,
24116 Dâ von si wir ir goukelspil.
24117 Si sehent uns wol und wir si niht,
24118 Ouch habent si mit einander pfliht
24119 Ûf unsern schaden an allen dingen:
24120 Sô lâze wir von einander uns dringen
24121 Und gestên mit triuwen einander niht:
24122 Daz machet daz ofte uns schade geschiht.
24123 Diz sint vier wort "ich trûwe sîn niht"
24124 Diu mit übel mêr habent pfliht
24125 Denne mit guote in allen landen,
24126 Wenne si schaden unde schanden
24127 Vil mêre bringent denne frumen,
24128 Als ir alle wol habt vernumen.
24129 'Ich trûwe sîn niht,' daz sint vier wort,
24130 Diu tôdes kraft und sünden hort
24131 Ûf uns erbent und uns betriegent,
24132 Sô si mit valschem trôste uns liegent;
24133 'Ich trûwe sîn niht' hât valschen orden,
24134 'Ich trûwe sîn niht' kan brennen, morden;
24135 Ich trûwet sîn niht, daz hunger jâr
24136 Mir sölten machen schimel hâr;
24137 Ich trûwet sîn niht daz mir der hête
24138 Getân, daz ich ungern im tête;
24139 'Ich trûwe sîn niht' stal jenem sîn pfert,
24140 'Ich trûwe sîn niht' nam disem sîn swert;
24141 'Ich trûwe sîn niht' füert hin die maget,
24142 Diu zwein oder drîn was vor versaget;
24143 'Ich trûwe sîn niht' verriet den man,
24144 Der nie kein leit im hete getân;
24145 'Ich trûwe sîn niht' hât liute und lant
24146 Verkoufet, swâ er die volge vant;
24147 Ich trûwet sîn niht daz sölte geschehen,
24148 Daz ich gehôrt hân und gesehen
24149 Ofte mit leide bî mînen tagen;
24150 'Ich trûwe sîn niht' macht jâmer klagen,
24151 'Ich trûwe sîn niht' nam jeme den lîp;
24152 'Ich trûwe sîn niht' hât manic wîp
24153 Und manige junge maget verrâten,
24154 Daz si an êren über trâten;
24155 'Ich trûwe sîn niht' hât jenem vergeben,
24156 Der an sîn triuwe liez sîn leben;
24157 'Ich trûwe sîn niht,' daz der tôt kême
24158 Sô schier und lîp und sêle mir nême;
24159 'Ich trûwe sîn niht,' tuot noch sô vil
24160 Unbildes, daz ich sîn nimmer wil
24161 Schrîben und ouch niht schrîben sol:
24162 Diu werlt ist aller untriuwen vol.
24163 Ich wên die affen in Trabracâ,
24164 Die kleinen Pigmêi anderswâ,
24165 Die vels sliefenden Tragoditen,
24166 Amazones, die mit wîbes strîten
24167 Maniger manne sich habent erwert,
24168 Sô zegelichen ie wurden überhert
24169 Als bœse geiste uns überwindent,
24170 Swenne si ân alle wer vns vindent.
24171 Dâ von hât sant Gregôrius
24172 An einer stat geschriben alsus:
24173 "Ein grôz dinc, swer sîn fleisch hie twinget,
24174 Ein grœzer, swer wider begerunge ringet,
24175 Daz aller grœste, swer eigen willen
24176 Lêt durch got und sich kan stillen."
24177 Die lêre hât sant Bernhart
24178 Mit sîner schrift ouch wol bewârt:
24179 "Wiltu die helle stillen,
24180 Sô lâz dînen eigen willen,
24181 Wenne in der helle brinnet alein
24182 Eigen wille von sünden unrein."
24183 Diu helle wêr schier worden lêr,
24184 Swenne eigen wille niht enwêr:
24185 Lieze wir den liuterlich durch got,
24186 So behielte wir allez sîn gebot
24187 Und wêrn gereht an allen dingen,
24188 Swenne wir uns selben wölten twingen.
24189 Des schribet uns meister Tullius
24190 In einem sînem buoche alsus:
24191 "Swer fürhtet ellende und den tôt,
24192 Smerzen und grôze kumers nôt,
24193 Den sol nieman heizen gereht
24194 Ez sî maget, frouwe, herre oder kneht."
24195 Ouch schrîbet uns in der Frâge buoche
24196 Sant Augustîn, swer ez wil suoche:
24197 "Wizzet daz ze vil gereht
24198 Vil mêre krump ist denne sleht."
24199 Swer gereht.ist mit bescheidenheit,
24200 Des leben hât sunder wirdikeit.
24201 Die wîle ein man ist sünden kneht,
24202 So enist sîn leben niht gereht.
24203 Sô ganze tugent doch nieman hât,
24204 Er müeze bekennen missetât.
24205 Ein man sol guot und übel verstân,
24206 Daz beste tuon, daz bœste lân.
24207 Alsus lêrt uns der wîse man,
24208 Des sprüche ich genuoc gerüeret hân:
24209 "Swer übel merket unde guot,
24210 Der weiz wol wenne er missetuot.
24211 Wizzet er ist ein wîser man,
24212 Der getriuwe friunde bekennen kan:
24213 Guoter witze der ouch weltet
24214 Der ze friunde si beheltet.
24215 Ze friunde ich baz behalten kan
24216 Zwelf frume denne einen bœsen man.
24217 Noch bezzer ist der bœsen haz
24218 Denne ir friuntschaft, merket daz."
24219 Swer grôze kost und arbeit
24220 Mit ganzen triuwen hât geleit
24221 Manic jâr ûf sîniu kint:
24222 Ob im diu niht getriuwe sint,
24223 Sol im daz niht wesen zorn?
24224 Wer hât ie grœzer triuwe verlorn
24225 Gein sînen kinden denne gein uns got,
24226 Der sînen sun gap in den tôt,
24227 Daz er lœsen sölte uns alle
24228 Von des êwigen tôdes valle?
24229 Sîner triuwe er gein uns nie vergaz.
24230 Nu merket, lieben alle, daz:
24231 Swenne wir gar verstellet werden
24232 Und nieman liep sîn ûf erden,
24233 Swenne uns diu wangen sîn gerumpfen,
24234 Rücke und arme und bein geklumpfen:
24235 Sîn reiniu milte uns doch enpfêhet,
24236 Wenne sîn genâde nieman smêhet,
24237 Sîn güete kan niht bezzer gesîn.
24238 Nu hœrt ein mêre und nemt ez în!

CLIII. Von einem ku[e]nige d[er] het vier su[e]n.

24239 Ein künic schœne, edel und rîch,Der Schuß auf den König, L, 251v
24240 Gewaltic, wîse, gar tugentlîch,
24241 Vier süne mit zarte hete erzogen,
24242 An den diu werlt sêre wart betrogen:
24243 Wenne dô der selbe künic verschiet,
24244 Der elter sun sich des beriet
24245 Daz er wölte künic sîn.
24246 Daz machte den andern sünen pîn
24247 Und wolten im daz niht gestaten.
24248 Des rîches fürsten si dô bâten,
24249 Daz si lant und liute bedêhten
24250 Und sich selber in leit niht brêhten,
24251 Sî des iht. Diz werte sô lange,
24252 Biz daz die fürsten suochten ange
24253 Hin und her hilfe und rât.
24254 Nu was ein ritter in einer stat,
24255 Wârhaft, getriuwe und hofebêre,
24256 Des tôten küniges heimlichêre:
24257 Den bâten die fürsten alle gelîch,
24258 Daz er in riete getriuwelîch
24259 Wie si lant und liute bedêhten
24260 Und ûz den viern einen.künic mechten.
24261 Der ritter sprach: "Wölt ir mir swern,
24262 Daz ir mir nieman daz lât wern
24263 Des ich willen ze tuonne hân,
24264 Ich gibe iu morgen einen künic sân."
24265 Diz wart gelobet unde gesworn.
24266 Dô sprach der ritter: "Nu kumt morn
24267 Ze mînes herren grabe mit mir,
24268 Unser vier juncherren sült ouch ir
24269 Mit iu bringen!" Daz geschach.
24270 Der ritter aber zuo in sprach:
24271 "Brechet ûf den sarc und nemt her vür
24272 Mînes herren lîp, an dem ich spür
24273 Wer billicher sitze an sîner stat!"
24274 Dô daz geschach, der ritter bat
24275 Daz man in leinte an ein want
24276 Und im ûf têt ietweder hant.
24277 Des küniges lîp gewürzet was,
24278 Daz man vor gesmacke dâ wol genas.
24279 Dô der tôte leinte an der want,
24280 Dô hiez der ritter im sân zehant
24281 Einen pfîl bringen und einen bogen
24282 Und sprach: "Wöllet ir sîn unbetrogen,
24283 Mîne juncherren, sô gêt her,
24284 Und swelher under iu viern ist der
24285 Der aller nêhest dem tôten schiuzet,
24286 Der tuot ein dinc des er geniuzet:
24287 An dem rîche hât er daz heil!"
24288 Der elter wart der rede geil
24289 Und rihte sich eben gein der want
24290 Und schôz in durch die rehten hant:
24291 Dô er sô nâhen in het troffen,
24292 Des begonde er ze dem rîche hoffen.
24293 Der ander ze der selben stunt
24294 Trat dar und schôz in in den munt:
24295 Daz rîche wânte er gewisse hân.
24296 Dô kom der dritte und schôz in sân
24297 In daz herze, des was er frô
24298 Und wolte künic wesen alsô.
24299 Der vierde vür sînen vater trat,
24300 Und dô der ritter in schiezen bat,
24301 Er sprach: "Nu enwölle der süeze got,
24302 Daz ich lebende oder tôt
24303 Mînem vater immer kein leit getuo!"
24304 Die fürsten liefen alle zuo
24305 Und sazten in in sîns vater stuol.
24306 Jene muosten suochen ein ander schuol,
24307 Wenne si des küniges süne niht wâren:
24308 Dem sach man si wol gelîch gebâren:
24309 Ir muoter hete unstêten muot:
24310 Daz verlôs den sünen êre und guot.
24311 Dirre künic schœne, edel und rîch,
24312 Gewaltic, wîse, gar tugentlich,
24313 Mac unsern herren wol bediuten,
24314 Der von drîerleie liuten
24315 Wart gemartert und wirt noch,
24316 Der bî uns genuoc wonent doch:
24317 Juden, ketzer und heiden
24318 Von dem rîche sint gescheiden,
24319 [Die enwârn niht rehte erbe süne.
24320 Swie got bî einer unstêten spüne
24321 Manic jâr si habe erzogen
24322 Und ze dem lîbe ir wol gepflogen,
24323 Des hât er wênic gein in genozzen,
24324 Sît si sô nâhen im haben geschozzen.
24325 Ir unstête muoter ist ungeloube:
24326 Daz der des rîches si beroube
24327 Daz uns kristen ist behalten,
24328 Des fröuwet iuch jungen mit den alten.
24329 Diu werlt ir muoter ouch bediutet,
24330 Diu vier süne în ir triutet:
24331 Kristen, ketzer, juden, heiden,
24332 Der liebe gein gote ist underscheiden].
24333 Die heiden schuzzen in durch die hant,
24334 Dô manic bote in wart gesant,
24335 Die si jêmerlîchen viengen,
24336 Stümmelten, sleiften und ûf hiengen.
24337 Die juden schuzzen in in den munt:
24338 Dô er in heilige lêre tet kunt,
24339 Dô sprâchen die alten ze den jungen:
24340 "Wol her! slahe wir in in die zungen
24341 Und ahten ûf alle sîn rede niht"!
24342 Als noch leider etswâ geschiht.
24343 Dô si vil sêre ouch über in schrîten
24344 Und gein sînem heiligen antlütze spîten.
24345 Und ezzich im habten vür den munt,
24346 Dô wart ir schiezen im wol kunt.
24347 Die ketzer schiezent in in sîn herze,
24348 Swenne der kristenheit smerze
24349 Von in wehset manigen enden,
24350 Sô man si lestern unde schenden
24351 Unsern gelouben heimlîche
24352 Siht und etswenne offenlîche.
24353 Die kristen sint rehte erbe süne,
24354 Die rehter geloube von ir spüne
24355 Hât mit reinikeit erzogen,
24356 An den ir vater nie wart betrogen,
24357 Die im vil ungern têten leit.
24358 Eyâ vil liebiu kristenheit,
24359 Gedenke mit triuwen an sînen tôt,
24360 Des tôt dir hât ûz aller nôt
24361 Geholfen und der ouch dir wil geben
24362 Sîn rîche, daz ist daz êwige leben!
24363 Daz wir der genâden teilhaft sîn,
24364 Dar zuo rêtet uns sant Augustîn:
24365 "Mensche, du solt gedenken rehte
24366 War zuo und wie und wer dich mechte
24367 Und wâr ûz er dich habe gemacht!
24368 Sô du daz gar wol hâst bedâht,
24369 Sô soltu denne merken eben,
24370 Üm wie vil guotes du wöllest geben
24371 Dîn ougen, nasen, füeze oder hant:
24372 Sô vindestu gar schier rîche pfant
24373 An dir selben, der du selten
24374 Gote dankest!" Wer könde vergelten
24375 Der sêle kraft und wirdikeit,
24376 An die grôz wunder ist geleit,
24377 Swenne si von dem lîbe entrinnet
24378 Daz denne den menschen nieman minnet?
24379 Swie schœne, swie milte, swie rîche er was,
24380 Sô wirt sîn fleisch ein griulich âs!
24381 Der wîse man Aristotiles
24382 Disiu wort sprach, under des
24383 Er scheiden muoste von disem lîbe,
24384 Diu ich in tiutsche iu hie schrîbe:
24385 "In dise werlt kam ich blôz
24386 Und lebet mit angest, diu was grôz,
24387 Und scheide betrüebet nu von hinnen
24388 Âne witze, âne sinne ûzen und innen!"
24389 Seht als müeze wir von hinnen alle
24390 Scheiden nâch der birn valle:
24391 Got gebe, daz wir gar zîtic werden
24392 In sînem dienste und ûf der erden
24393 Vallen in daz schœne gras,
24394 Dâ fröude ist immer und ie was:
24395 Ze der fröude bringe uns sîn milte,
24396 Den genâden gein uns nie bevilte!

CLV. Ein mere vo[n] dem jungsten tage. So mu[e]zzen alle su[e]nder klage Ir grozzen missetat. H[er]re wan[n]e wirt vns[er] arm[er] su[e]nd[er] rat.

24397 Nu merket nâch der heiligen sage,Vom jüngsten Gericht, Jb, f. 164r
24398 Wie zwelf schar an dem jungsten tage
24399 Vür den zornigen rihter gênt:
24400 In welhen engsten si dâ stênt,
24401 Swenne er sînen zorn an in richet
24402 Und ze den sündern alsô sprichet:
24403 "Wâ ist iuwer silber und iuwer golt?
24404 Wâ sint nu die, den ir wârt holt?
24405 Wâ sint iuwer friunde und iuwer abgot?
24406 Die heizet iu helfen ûz dirre nôt!
24407 Gêt her, ir sült antwürte geben
24408 Alle besunder üm iuwer leben!
24409 Sehs werc der barmherzikeit
24410 Habt ir selten an mich geleit
24411 Noch an diu minsten mîn gelider,
24412 Des lît iuwer trôst vor mir dernider!"
24413 Sô kumt Kâin mit allen mordern
24414 Und mit allen valschen zehendern,
24415 Dar nâch Jûdas mit allen verrâtern
24416 Und Pilâtus mit allen valschen rihtern,
24417 Nemrot mit allen gewaltigern,
24418 Abymelech mit den, die gern
24419 Sich selben ûf erden habent ertœtet
24420 Und des tôdes sich genœtet,
24421 Lamech mit allen êbrechern
24422 Kumt und mit allen unkiuschern,
24423 Ananias mit allen glîchsenern,
24424 Valschern und gotes gâbe köufelern,
24425 Jûlius mit allen meineidern,
24426 Nabioch mit allen wuocherern,
24427 Dieben, ketzern und roubern,
24428 Phytonissâ mit allen zouberern,
24429 Gezabel mit allen frouwen, die gern
24430 Ir antlütze verwent und ir kleider,
24431 Der man gar vil vindet noch leider,
24432 Athâliâ bringt ze jungeste dar
24433 Mit ir ein jêmerliche schar
24434 Von allen den wîben, diu ir kint
24435 Habent ermordet: seht, diz sint
24436 Die schar, den got nie reht liep wart:
24437 Die werdent geteilt denne in drî part,
24438 Die stênt ze der linken hant,
24439 Ze der rehten die gerehten. Sâ zehant
24440 Kument sîn engel und bringent her
24441 Besem, nagel, krônen und daz sper,
24442 Mit den er gemartert wart.
24443 Sô sprichet er ze der linken part
24444 Und zeiget in ze den selben stunden
24445 Mit bluote berunnen sîn fünf wunden:
24446 "Diz hân ich durch iuch erliden,
24447 Welhe sünde habt ir durch mich vermiden?
24448 Gêt ir verfluochten alle von mir
24449 In daz êwige fiur, daz ir
24450 Habt verdient mit iuwern sünden,
24451 Daz ich dem tiufel liez enzünden
24452 Êwiclich und sînen genôzen,
24453 Die von himel sint gestôzen!"
24454 Sô schrîet diu êrste part: "â â â!"
24455 Diu ander: "wê wê wê bî dir dâ!"
24456 Diu dritte schrîet: "ô ô ô!"
24457 Sül wir nimmer wesen frô
24458 Vor dînem antlütze, vil süezer got?
24459 Ouwê tiufel und êwiger tôt,
24460 Daz wir iuch immer müezen dulden
24461 Ân allen trôst von unsern schulden!
24462 Ouwê daz wir ie wurden geborn
24463 Und ie verdienten disen zorn!
24464 Milter künic von himelrîch,
24465 Daz wir von dir sô jêmerlîch
24466 Süln immer und immer sîn gescheiden!"
24467 Sô varnt juden unde heiden
24468 Mit den zwelf scharn in die helle,
24469 Dâ Lucifer ist ir geselle,
24470 In bitter marter êwiclich.
24471 Sô sprichet unser herre gar minniclich
24472 Ze den gerehten: "Kumt dan mit mir,
24473 Ir gesegenten mînes vater, und nemt ir
24474 Daz rîche, des fröuden êwikeit
24475 Von der werlde anegenge iu ist bereit!"
24476 Die varent mit im ze himelrîche,
24477 Dâ si sint frœlich êwiclîche.
24478 Dar hilf uns, herre, durch dînen tôt!
24479 Und daz der êwigen marter nôt
24480 Uns müeze vermîden êwiclich,
24481 Dar zuo verlîch uns genêdiclich
24482 Dîner vil süezen minne sâmen!
24483 Sprechet alle mit mir âmen!
24484 Unserm herren ist manic dinc genême,
24485 Daz mir oder dir wêr widerzême:
24486 Er nimt von uns grôz unde kleine,
24487 Silber, golt und edel gesteine,
24488 Sîden, sactuoch, strô und mist,
24489 Geizborsten und daz noch bœser ist,
24490 Alte körbe und alte liute
24491 Der nieman gert ûf erden hiute:
24492 Als nimt er armer liute andâht
24493 Vür rîcher liute grôzen brâht.
24494 Dô der wîssage Balaam
24495 Unrehten wec gein gote nam,
24496 Dô strâfte in sîn eselîn:
24497 Nu lât mich gotes esel sîn,
24498 Ob ich iuch strâfe und selber niht
24499 Gar wîse bin, des vil geschiht.
24500 Aleine ein stolziu nahtigal
24501 In welden habe gar süezen schal,
24502 Doch ist ein esel nützer vil
24503 Denne si, swer ez eben merken wil. -
24504 Man vindet wahs und honicseim
24505 In disem buoche: swer die hin heim
24506 Bringet in sînes herzen schrîn,
24507 Swaz im dâ füege, daz neme er în:
24508 Honicseim bediutet der heiligen lêre,
24509 Der heiden sprüche habent ouch êre
24510 Und sint manigen enden wert
24511 Als wahs, dâ man niht honiges gert.
24512 Swer sich nu wol verrihten kan
24513 Ûz disen zwein, der werfe hin dan,
24514 Swaz er vinde daz im niht füege;
24515 Dâ mite lât iuch der rede benüege!
24516 Ouch sült ir mir durch zuht vergeben,
24517 Ob etslich rîm niht stê gar eben!
24518 Swer tihten künne, der snîde si baz
24519 Mit mînem dienst ân allen haz:
24520 Wenne schriber unverstandenheit
24521 Hât getân mir manic leit,
24522 Swenne si mir niht volgen wolten
24523 Und anders schriben denne si solten:
24524 Ûf erden ist niht sô gar volkumen,
24525 Daz ez dem wandel sî benumen.
24526 Swaz ich niht genzlich hân gerüert,
24527 Daz hât sant Bernhart gar volfüert
24528 An sînen fünf buochen der Merkunge:
24529 Dâ merke der alte und ouch der junge,
24530 Der latîn wol verstên kan,
24531 Waz er tuon sol oder lân.
24532 Swer ganzer tugent lêre wil suochen,
24533 Der frâge nâch sant Gregôrien buochen,
24534 Diu er geschriben hât ûf Job:
24535 Dâ vindet er maniger tugent lop.
24536 Dise zwên und sant Ambrôsius,
24537 Sant Augustîn und Jerônimus
24538 Und sant Johan der Guldîn Munt,
24539 Des lêre ouch wîten ist worden kunt,
24540 Und manige ander hôhe lêrer
24541 Wâren Kriechen, Walhen, Lamparter.
24542 Den tiutschiu sprâche was unbekant.
24543 Swâ diz buoch vert durch diu lant,
24544 In Swâben, in Düringen, in Beiern, in Franken
24545 Dâ süln tiutsche liute danken
24546 Mîner sêle mit irm gebete,
24547 Mit almuosen, mit anderre guotête,
24548 Daz ich vil fremder lêre in hân
24549 In tiutscher zungen kunt getân,
24550 Die manic jâr vor und dennoch hiure
24551 In tiutscher sprâche wâren tiure;
24552 Und swelhe frum man mich über leben
24553 Und frouwen, die bite ich daz si geben
24554 Einen pfenninc, daz ein messe von in
24555 Gefrumet werde diu mir gewin
24556 Und allen gelöubigen sêlen brenge,
24557 Die gevangen ligen in pîne gedrenge:
24558 Daz frumt in selber, swenne si sterbent,
24559 Wenne si daz êwige lôn erwerbent.
24560 Der diz buoch getihtet hât,
24561 Der pflac der schuol ze Tiurstat
24562 Wol vierzic jâr vor Babenberc
24563 Und hiez Hûc von Trimperc.
24564 Ez wart vol tihtet, daz ist wâr,
24565 Dô tûsent und driu hundert jâr
24566 Von Cristes gebürte vergangen wâren,
24567 Drithalp jâr gelich von den jâren
24568 Dô die jüden in Franken wurden erslagen,
24569 Bî der zît und bî den tagen
24570 Dô bischof Liupolt bischof was
24571 Ze Babenberc, und dô man las
24572 Der ahte Bonifâcius
24573 An der bullen, und dô der Fuhs
24574 Von Mênze bischof Gêrhart
24575 Rœmisch rîche het bewart
24576 Mit herzogen Albreht von Oesterrîche,
24577 Von des zuokunft jêmerliche
24578 Künic Adolf verlôs sîn leben,
24579 Des ich im schulde hôrte geben,
24580 Als ich dâ vor geschriben hân:
24581 Sîns tôdes ich im übel gan.
24582 Nu helfet mir bitten inneclich
24583 Unsern herren, daz er sich milteclich
24584 Über in erbarme und über uns alle,
24585 Die weibende gênt in sünden valle
24586 In dirre wilden werlde ellende.
24587 Dâ mit sî der rede ein ende!
24588 Ich hete vor vier und drîzic jâren
24589 Mînen gesellen, die dô bî mir wâren,
24590 Gemachet ein kleinez büechelîn,
24591 Daz si bî dem gedêhten mîn:
24592 Daz was der Samener genant.
24593 Ê denne daz kême von mîner hant,
24594 Dô wart sîn ein quintern verlorn.
24595 Diu selbe verlust was mir sô zorn,
24596 Daz ich ez dô niht gar vol brâhte
24597 Mit dem flîze, als ich gedâhte.
24598 Swie vil sîn aber was geschriben,
24599 Daz ist hin und her bekliben
24600 Vil baz denne ich mich versach.
24601 Jenez loufet vor, diz rennet nâch.
24602 Swer jenez lese, der merke dâ bî,
24603 Daz diz von jenem genumen sî
24604 Und daz ir beider sîn sî gelîch,
24605 Alein ir beider lîp si ungelîch.
24606 Swaz ich niht wol getihtet hân,
24607 Tuot daz ein wîser man hin dan,
24608 Des sol man im sagen danc:
24609 Wenne ez sprach her Frîdanc:
24610 "Ûf erden ist niht sô gar volkumen,
24611 Daz ez dem wandel sî benumen."

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Administration: Henrike Lähnemann Zuletzt geändert am 12.11.2004