V. Von bo[e]ser h[er]ren hofgesinde vn[d] ampleu[e]t hoffart vn[d] vnzucht.
523 Hôchfart vil manigen hât betrogen.
524 Keiser, künige und herzogen,
525 Grâfen, fürsten unde frîen
526 Süln über sich selber wâfen schrîen,
527 Daz si von adel sint geborn
528 Und leider hulde hânt gesworn
529 Hôchferte und vil maniger untugent,
530 Die si nu lernent ûf von jugent:
531 Des vellet ir gar vil ûf den dorn,
532 Got gebe daz si niht sîn verlorn!
533 Waz touc schœne, adel und jugent
534 Diu freidic ist, âne tugent?
535 Wîlent dô die herren sâzen
536 Und ir brôt mit êren âzen
537 Vor irm gesinde ansêzeclich
538 In gotes namen zühticlich,
539 Dô wart manic edel kint gesant
540 Von einem lande in daz ander lant,
541 Daz ez zuht und êre
542 Nâch frumer herren lêre
543 Sülte lernen in sîner jugent,
544 Dâ von im lop, sêlde und tugent
545 Gar âne missewende
546 Beklibe biz an sîn ende:
547 Nu ist sô manic bœser site,
548 Der manîgen herren volget mite
549 Die gar sint an zühten blint,
550 Daz ein edel man sîn kint
551 Möhte vil nâch alsô gerne
552 Von im senden in ein taberne
553 Als ze den herren, der gesinde
554 Nâch unzühten trahtet swinde.
555 (Pfaffenfürsten meine ich niht,
556 Bî den nieman kein unzuht siht:
557 Die sehent geschriben und wizzen wol
558 Waz man tuon und lâzen sol).
559 Swelhe stete stênt ûf hôhen bergen,
560 Die mügen unsanft sich verbergen:
561 Swelch mensche in hôher wirde stêt,
562 Des wartet diu werlt, swâ ez gêt.
563 Dâ van zêm allen herren wol
564 Daz ir herze wêr tugende vol,
565 Wenne reiniu werc und süeziu wort
566 Brêhte in sêlde und êren hort:
567 sölten si lange ûf erden leben,
568 Sô möhten si gern nâch êren streben.
569 Swelhes leben ûf zwîfel ist gewegen,
570 Der sölte vil guoter witze pflegen:
571 Wenne werltlich êre ist schier gelegen
572 Bî got ist êwiger êren segen.
573 Bistu wîse, so fürhte got
574 Und behalt mit flîze sîn gebot:
575 Des tet ein ieglich mensche schuldic
576 Bekenne dich selber und bis gedultic:
577 Ze grôz muotwille wirt nimmer guot,
578 Der übels mêr denne guotes tuot.
579 Sam tet ein übel künic hie vor,
580 Der hiez Nabuchodonosor:
581 Dem troumte eins nahtes, dô er lac
582 In sînem bette und ruowe pflac,
583 Ein troum, des er vergaz zehant.
584 Des morgens wart vil schier gesant
585 Nâch allen den meistern und wîssagen,
586 Die er bekante bî den tagen,
587 Daz si den troum im sagen sölten,
588 Ob si ir leben behaben wölten,
589 Und waz der traum ouch sölte bediuten.
590 Sôgetân muotwille mohte sînen liuten
591 Wol grôze vorhte und angest machen,
592 Wenne er von den selben sachen
593 Hiez tœten manigen wîsen man.
594 Swaz muotwillen ich vernumen hân,
595 Der ist dem selben ungenôz!
596 Gotes güete Daniêls herze entslôz
597 Daz er des troumes in beschiet,
598 Anders wêr ein ganziu diet
599 Wîssagen und wîser meister verlorn:
600 Sô muotwillic was sîn freidic zorn!
601 Des was er sît wol siben jâr
602 Ein ohse und âz höu, daz ist wâr,
603 Biz daz er sich selber erkante
604 Und got sînen schepfer nante. -
605 Swer Roemer tât gelesen hât,
606 Der weiz wol daz ir oberster rât
607 Des êrsten keisers hôchfart rach
608 Und driu und zweinzic mezzer stach
609 In in, üm daz er mit in wolte
610 Muotwillen anders denne er solte. -
611 Muotwilliger herren wirt ofte gedâht
612 Ê denne diz büechelîn sî volbrâht.
613 Sô getâner herren kamerer
614 Sînt zühte und êren hamerer.
615 Löter, spiler, schîber
616 Sint werder denne ir schrîber.
617 Swer wölte wesen ir Cappellân,
618 Der slahe laster lappen an
619 Allen den, die er gesiht:
620 Man ahtet ze hofe sîn anders niht.
621 Ir truhsêzen und ir spîser
622 Sint armer liute abwîser.
623 Ir marschelke und ir schenken
624 Sint gar schelke, wenne si krenken
625 Den hof mit bœser kündikeit:
626 Den kunden und gesten ist ez dicke leit
627 Ouch ahtent die bütiglêre,
628 Daz selten in sî diu bütte lêre
629 Und sparent an den gesten daz:
630 Dem hofe sprichet man niht deste baz.
631 Ir schiltknehte und ir schützen
632 Varent mit goukel sprützen
633 Und schiezent hofezuht dernider,
634 Diu sich selten ûf rihtet wider.
635 Ouch kument ir torwarten
636 Houwen mit der barten,
637 Die nâch gâbe snîdent
638 Und einveltic dienst vermîdent.
639 Ir küche und ir kuchen knehte
640 Sint schelke nâch irem rehte,
641 Wenne si dienent irm herren dâ mite,
642 Der lûzende hât ouch schalkes site.
643 Ir vögte und ir schultheizen
644 Künnen arme liute reizen
645 Und an einander hetzen
646 Und dar nâch trûric setzen.
647 Mit wette und ouch mit stiure.
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Administration: Henrike Lähnemann Zuletzt geändert am 04.07.2004