Goethe’s plays
Lecture 2: Iphigenie auf Tauris

  1. Mitten aus der wahrsten und rührendsten Situation werden wir durch einen Salto mortale in eine Opernwelt versetzt, um einen Traum – zu sehen. (In: Hans Wagener, Johann Wolfgang Goethe: Egmont. Erläuterungen und Dokumente (Stuttgart, 1994), p. 86.)
  2. Was der Dichter diesem Bande
    Glaubend, hoffend anvertraut,
    Werd’ im Kreise deutscher Lande
    Durch des Künstlers Wirken laut.
    So im Handeln, so im Sprechen
    Liebevoll verkünd’ es weit:
    Alle menschlichen Gebrechen
    Sühnet reine Menschlichkeit.
    (Goethe, dedicatory verse in a copy of Iphigenie, for the actor Georg Wilhelm Krüger, 31 March 1827; in Joachim Angst and Fritz Hackert, Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris, Erläuterungen und Dokumente (Stuttgart, 1978), p. 54.)
  3. Arkas. Bedenke, was du tust und was dir nützt.
    Seitdem der König seinen Sohn verloren,
    Vertraut er wenigen der Seinen mehr,
    Und diesen wenigen nicht mehr wie sonst.
    Mißgünstig sieht er jedes Edlen Sohn
    Als seines Reiches Folger an, er fürchtet
    Ein einsam hilflos Alter, ja vielleicht
    Verwegnen Aufstand und frühzeit’gen Tod.
    […] Er, der nur
    Gewohnt ist, zu befehlen und zu tun,
    Kennt nicht die Kunst, von weitem ein Gespräch
    Nach seiner Absicht langsam fein zu lenken.
    (Iphigenie auf Tauris, I. ii, 156-167.)
  4. Iphigenie. [Ich] wünsche mir, daß ich dem Mächtigen,
    Was ihm gefällt, mit Wahrheit sagen möge. (I. ii, 218-219)
  5. Thoas. Daß du in das Geheimnis deiner Abkunft
    Vor mir wie vor dem Letzten stets dich hüllest,
    Wär’ unter keinem Volke recht und gut.
    Dies Ufer schreckt die Fremden: das Gesez
    Gebietet’s und die Not. Allein von dir
    Die jedes frommen Rechts genießt, ein wohl
    Von uns empfangner Gast, nach eignem Sinn
    Und Willen ihres Tages sich erfreut,
    Von dir hofft’ ich Vertrauen, das der Wirt
    Für seine Treue wohl erwarten darf. (I. iii, 255-264)
  6. […] die Stimme
    Der Wahrheit und der Menschlichkeit,
    […] [die] jeder [hört],
    Geboren unter jedem Himmel […].
    (V. iii, 1937-40)
  7. […] erstaunlich modern und ungriechisch […]. (Schiller to Christian Gottfried Körner, 21 January 1802; in Angst and Hackert, p. 61.)
  8. Man kann dieses Stück nicht lesen, ohne sich von einem gewissen Geiste des Altertums angeweht zu fühlen, der für eine bloße, auch die gelungenste Nachahmung viel zu wahr, viel zu lebendig ist. (Schiller’s review of Iphigenie auf Tauris (1789); in Angst and Hackert, p. 58)
  9. Iphigenie scheint bis zur Täuschung […] ein alt griechisches Werk zu seyn. (Wieland’s review of Göthe’s Schriften (1787); in Angst and Hackert, p. 57.)
  10. Iphigenie. Ich untersuche nicht, ich fühle nur. (IV. iv, 1650)
  11. Orest. Ich kann nicht leiden, daß du große Seele
    Mit einem falschen Wort betrogen werdest.
    Ein lügenhaft Gewebe knüpf’ ein Fremder
    Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt,
    Zur Falle vor die Füße: zwischen uns
    Sei Wahrheit!
    (III. i, 1076-81)
  12. Pylades. Erkennst du uns und diesen heil’gen Hain
    Und dieses Licht, das nicht den Toten leuchtet?
    Fühlst du den Arm des Freundes und der Schwester,
    Die dich noch fest, noch lebend halten? Fass’
    Uns kräftig an: wir sind nicht leere Schatten.
    […]
    Orest (zu Iphigenien).
    Laß mich zum erstenmal mit freiem Herzen
    In deinen Armen reine Freude haben!
    Ihr Götter […]
    […]
    O laßt mich […] in meiner Schwester Armen,
    An meines Freundes Brust, was ihr mir gönnt,
    Mit vollem Dank genießen und behalten!
    Es löst sich der Fluch, mir sagt’s das Herz.
    Die Eumeniden ziehn, ich höre sie,
    Zum Tartarus und schlagen hinter sich
    Die ehrnen Tore fernabdonnernd zu.
    Die Erde dampft erquickenden Geruch
    Und ladet mich auf ihren Flächen ein,
    Nach Lebensfreud’ und großer Tat zu jagen.
    (III. iii, 1332-36, 1341-43, 1355-64)
  13. Iphigenie. Geschwister, die ihr an dem weiten Himmel
    Das schöne Licht bei Tag und Nacht herauf
    Den Menschen bringet, und den Abgeschiednen
    Nicht leuchten dürfet, rettet uns Geschwister!
    […]
    [Diane,] willst du mir durch ihn
    Und ihm durch mich die sel’ge Hilfe geben,
    So lös’ ihn von den Banden jenes Fluchs.
    (III. iii, 1317-20, 1328-30)
  14. Iphigenie. […] Auf und ab
    Steigt in der Brust ein kühnes Unternehmen:
    Ich werde großem Vorwurf nicht entgehn,
    Noch schwerm Übel, wenn es mir mißlingt;
    Allein euch leg ich’s auf die Kniee! Wenn
    Ihr wahrhaft seid, wie ihr gepriesen werdet,
    So zeigt’s durch euern Beistand und verherrlicht
    Durch mich die Wahrheit!
    (V. iii, 1912-19)
  15. Iphigenie. [Die Götter] reden nur durch unser Herz zu uns. (I. iii, 494)

 


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