Goethe’s plays
Lecture 3: Faust (1)
Historia von D. Johann Fausten, dem weltbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler
(1587)
Christopher Marlowe, The Tragicall History of D. Faustus, ca. 1592
‘Urfaust’ (1772-75; publ. 1887)
Faust. Ein Fragment (1790)
Faust. Der Tragödie erster Teil (1808) (ll. 1-4612)
Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832) (ll. 4613-12111)
Main incidents of the Faust story
1. Faust conjures spirits.
2. He makes a pact with the devil.
3. He acquires secret knowledge from the devil.
4. He goes to the Emperor’s court and by his magic gains power and influence.
5. He conjures Helen of Troy to be his paramour.
6. He dies and descends into hell.
- Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch’ ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl’ ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
(Faust. Der Tragödie erster Teil, Zueignung, 1-8)
- Dichter. O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht. (Vorspiel auf dem Theater, 59-62)
- Lustige Person. Wer sich behaglich mitzuteilen weiß,
Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Er wünscht sich einen großen Kreis,
Um ihn gewisser zu erschüttern.
Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,
Laßt Phantasie mit allen ihren Chören,
Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören! (Vorspiel auf dem Theater, 81-88)
- Direktor. Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß Euch glücken. (Vorspiel auf dem Theater, 89-100)
- Direktor. Ich sag’ Euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr,
So könnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren.
Sucht nur die Menschen zu verwirren,
Sie zu befriedigen, ist schwer. (Vorspiel auf dem Theater, 129-32)
- Direktor. Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen
Probiert ein jeder, was er mag;
Drum schonet mir an diesem Tag
Prospekte nicht und nicht Maschinen.
Gebraucht das groß' und kleine Himmelslicht,
Die Sterne dürfet ihr verschwenden;
An Wasser, Feuer, Felsenwänden,
An Tier und Vögeln fehlt es nicht.
So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus
Und wandelt mit bedächt’ger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle. (Vorspiel auf dem Theater, 231-42)
- Der Herr. Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
Mephistopheles. Nein, Herr! ich find’ es dort, wie immer, herzlich schlecht. (Prolog im Himmel, 293-96)
- Mephistopheles. Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde. (Studierzimmer [I], 1338-41)
- […]
Ab dann frischer hinab!
Sieh die Sonne sinkt!
Eh sie sinkt, eh mich faßt
Greisen im Moore Nebelduft,
Entzahnte Kiefer schnattern
Und das schlockernde Gebein.
Trunknen vom letzten Strahl
Reiß mich, ein Feuermeer
Mir im schäumenden Aug,
Mich Geblendeten, Taumelnden
In der Hölle nächtliches Tor.
Töne Schwager dein Horn
Raßle den schallenden Trab
Daß der Orkus vernehme: ein Fürst kommt,
Drunten von ihren Sitzen
Sich die Gewaltigen lüften.
(Goethe, ‘An Schwager Kronos’ (1774) , in Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, ed. Hendrik Birus et al., 40 vols, Bibliothek deutscher Klassiker (Frankfurt a.M., 1985-99), Abteilung 1: Werke, vol. 1: Gedichte 1756-1799, ed. Karl Eibl (1987), pp. 201-203 (pp. 202-203))
- Der Herr. Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
So werd ich ihn bald in die Klarheit führen.
[…]
Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. (Prolog im Himmel, 308-309, 328-29)
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