Schiller’s plays
Lecture 1: Die Räuber
- Ich habe einmal in der Welt keine andre Aussicht als in meinem Felde zu arbeiten. D. h. Ich suche mein Glük und meine Beschäftigung in einem Amt wo ich meine Physiologie und Philosophie durchstudieren und nüzen kan, und wen[n] ich etwas draußen schreibe so ist es in diesem Fache. Schrifften aus dem Felde der Poesie, Tragödien usw. würden mir in meinem Plane, Profeßor in der Physiologie und Medicin zu werden hinderlich seyn. Darum such ich sie hier schon wegzuräumen. (Schiller to Johann Wilhelm Petersen, Nov/Dec 1780; Christian Grawe, Friedrich Schiller: Die Räuber. Erläuterungen und Dokumente (Stuttgart, 1999), p. 130.)
- Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Thüre. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus deßen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht! (Anton Pichler, Chronik des Großherzoglichen Hof- und Nationaltheaters in Mannheim (1879); Grawe, p. 146)
- Die Räuber kosteten mir Familie und Vaterland. (Schiller, ‘Ankündigung’ of the journal Rheinische Thalia (1784), Grawe, p. 176.)
- Moor (tritt herein in wilder Bewegung und läuft heftig im Zimmer auf und nieder, mit sich selber). Menschen – Menschen! falsche, heuchlerische Krokodilbrut! Ihre Augen sind Wasser! Ihre Herzen sind Erzt! Küsse auf den Lippen! Schwerter im Busen! Löwen und Leoparden füttern ihre Jungen, Raben tischen ihren Kleinen auf dem Aas, und Er, Er – Bosheit hab ich dulden gelernt, kann dazu lächeln, wenn mein erboster Feind mir mein eigen Herzblut zutrinkt – aber wenn Blutliebe zur Verräterin, wenn Vaterliebe zur Megäre wird, o so fange Feuer, männliche Gelassenheit, verwilde zum Tiger, sanftmütiges Lamm, und jede Faser recke sich auf zu Grimm und Verderben. […] Ich möchte ein Bär sein, und die Bären des Nordlands wider dies mörderische Geschlecht anhetzen – Reue und keine Gnade! – Oh ich möchte den Ozean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen saufen! […] So eine rührende Bitte, so eine lebendige Schilderung des Elends und der zerfließenden Reue – die wilde Bestie wär in Mitleid zerschmolzen! Steine hätten Tränen vergossen, und doch – man würde es für ein boshaftes Pasquill aufs Menschengeschlecht halten, wenn ichs aussagen wollte – und doch, doch – oh, daß ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen! (I. 2)
- Razmann. Er mordet nicht um des Raubes willen wie wir – nach dem Geld schien er nicht mehr zu fragen, sobald ers vollauf haben konnte, und selbst sein Dritteil an der Beute, das ihn von Rechts wegen trifft, verschenkt er an Waisenkinder, oder läßt damit arme Jungen von Hoffnung studieren. Aber soll er dir einen Landjunker schröpfen, der seine Bauren wie das Vieh abschindet, oder einen Schurken mit goldnen Borten unter den Hammer kriegen, der die Gesetze falschmünzt, und das Auge der Gerechtigkeit übersilbert, oder sonst ein Herrchen von dem Gelichter – Kerl! da ist er dir in seinem Element, und haust teufelmäßig, als wenn jede Faser an ihm eine Furie wäre. (II. 3)
- Moor. Bemerken Sie die vier kostbare Ringe, die ich an jedem Finger trage – gehen Sie hin, und richten Sie Punkt für Punkt den Herren des Gerichts über Leben und Tod aus, was Sie sehen und hören werden – diesen Rubin zog ich einem Minister vom Finger, den ich auf der Jagd zu den Füßen seines Fürsten niederwarf. Er hatte sich aus dem Pöbelstaub zu seinem ersten Günstling emporgeschmeichelt, der Fall seines Nachbars war seiner Hoheit Schemel – Tränen der Waisen huben ihn auf. Diesen Demant zog ich einem Finanzrat ab, der Ehrenstellen und Ämter an die Meistbietenden verkaufte und den traurenden Patrioten von seiner Türe stieß. – Diesen Achat trag ich einem Pfaffen Ihres Gelichters zur Ehre, den ich mit eigener Hand erwürgte, als er auf offener Kanzel geweint hatte, daß die Inquisition so in Zerfall käme – ich könnte Ihnen noch mehr Geschichten von meinen Ringen erzählen, wenn mich nicht schon die paar Worte gereuten, die ich mit Ihnen verschwendet habe. (II. 3)
- In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist als die Annalen seiner Verirrungen. (Schiller, ‘Der Verbrecher aus verlorener Ehre’ (1786), in Schiller, Sämtliche Werke, 3rd ed., 5 vols, edited Gerhard Fricke and Herbert G. Göpfert (München, 1962), V, 13.)
- KARL VON MOOR (legt das Buch weg). Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum, wenn ich in meinem Plutarch lese von großen Menschen. (I. 2)
- Moor. Wer möchte nicht lieber im Backofen Belials braten mit Borgia und Katilina als mit jedem Alltags-Esel dort droben zu Tische sitzen? (‘Unterdrückter Bogen B’, Grawe, p. 80.)
- Moor. Ich weis nicht Moriz ob du den Milton gelesen hast – Jener der es nicht dulden konnte daß einer über ihm war, und sich anmaßte den Allmächtigen vor seine Klinge zu fordern, war er nicht ein ausserordentliches Genie? – Er hatte den Unüberwindlichen angegriffen, und ob er schon erlag, so hatte er doch seine ganze Kraft erschöpft, und ward doch nicht gedemüthiget. (‘Unterdrückter Bogen B’, Grawe, p. 79.)
- […] Menschen, die den Teufel umarmen würden, weil er der Mann ohne seines Gleichen ist. (‘Vorrede’, withdrawn before publication; Grawe, p. 150)
- […] ein Geist, den das äußerste Laster nur reizet um der Größe willen, die ihm anhänget, um der Kraft willen, die es erheischet, um der Gefahren willen, die es begleiten. Ein merkwürdiger, wichtiger Mensch, ausgestattet mit aller Kraft, nach der Richtung, die diese bekömmt, notwendig entweder ein Brutus oder ein Catilina zu werden. (‘Vorrede’ to Die Räuber.)
- Moor (nimmt ihn lächelnd bei der Hand). Kamerad! Mit den Narrenstreichen ists nun am Ende. (I. 2)
- Moor. Und du schämst dich nicht, damit groß zu prahlen? Hast nicht einmal so viel Scham, dich dieser Streiche zu schämen? (I. 2)
- Moor (nimmt ihn lächelnd bei der Hand). Kamerad! Mit den Narrenstreichen ists nun am Ende.
Spiegelberg (stutzig). Pfui, du wirst doch nicht gar den verlorenen Sohn spielen wollen! Ein Kerl wie du […] (I. 2)
- Moor nimmt ihn lächelnd bey der Hand. Bruder, mit unsern Donquixotereien ists nun am Ende. Ich bin lang genug herumgeschwärmt.
Spiegelberg. Wie zum Teufel! – du wirst doch nicht gar den verlornen Sohn spielen wollen? "Ich habe gesündigt im Himmel und vor dir – bin nicht werth" – Pfuy! Schäme dich! – das Unglück muß einen großen Mann nicht zur Memme machen.
Moor. Ich will ihn spielen Moriz, und ich schäme mich nicht. Nenn es Schwäche daß ich meinen Vater ehre – es ist die Schwäche eines Menschen, und wer sie nicht hat, muß entweder ein Gott oder – ein Vieh seyn. Laß mich immer mitten inne bleiben. (‘Unterdrückter Bogen B’, Grawe, pp. 81-82.)
- Grimm. Wie? sei doch kein Kind – ich bitte dich –
Moor. Wär ichs – wär ichs wieder! (III. 2)
- Moor. Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, daß mir jemals etwas teuer war! (I. 2)
- Moor. Wer kann der Flamme befehlen, daß sie nicht auch durch die gesegneten Saaten wüte, wenn sie das Genist der Hornissel zerstören soll? […] Da steht der Knabe, schamrot und ausgehöhnt vor dem Auge des Himmels, der sich anmaßte, mit Jupiters Keile zu spielen, und Pygmäen niederwarf, da er Titanen zerschmettern sollte – geh, geh! du bist der Mann nicht, das Rachschwert der obern Tribunale zu regieren, du erlagst bei dem ersten Griff – hier entsag ich dem frechen Plan, gehe, mich in irgendeine Kluft der Erde zu verkriechen, wo der Tag vor meiner Schande zurücktritt. (II. 3)
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