Schillers plays
Lecture 2: Kabale und Liebe
- Wurm. Ich müßte mich schlecht auf den Barometer der Seele verstehen, oder der Herr Major ist in der Eifersucht schrecklich, wie in der Liebe. Machen Sie ihm das Mädchen verdächtig Wahrscheinlich oder nicht. Ein Gran Hefe reicht hin, die ganze Masse in eine zerstörende Gärung zu jagen. (III. 1)
- Ferdinand. Ich fürchte nichts nichts als die Grenzen deiner Liebe. (I. 4)
- Präsident. Einen Eid? Was wird ein Eid fruchten, Dummkopf?
Wurm. Nichts bei uns gnädiger Herr. Bei dieser Menschenart alles. (III. 1)
- Wurm. Mein Geschmack wär er nun freilich nicht, wenn ich Luise Millerin hieße.
Präsident. Und warum nicht? Wunderlich! Eine blendende Garderobe eine Atmosphäre von Eau de mille fleurs und Bisam auf jedes alberne Wort eine Handvoll Dukaten und alles das sollte die Delikatesse einer bürgerlichen Dirne nicht einfach bestechen können? O guter Freund. So skrupulös ist die Eifersucht nicht. (III. 1)
- Ferdinand. Wird dieses Aug nicht ebenso schmelzend funkeln, ob es im Rhein oder in der Elbe sich spiegelt oder im baltischen Meer? Mein Vaterland ist, wo mich Luise liebt. Deine Fußtapfe in wilden sandichten Wüsten mir interessanter als das Münster in meiner Heimat Werden wir die Pracht der Städte vermissen? Wo wir sein mögen, Luise, geht eine Sonne auf, eine unter Schauspiele, neben welchen der üppigste Schwung der Künste verblaßt. Werden wir Gott in keinem Tempel mehr dienen, so ziehet die Nacht mit begeisternden Schauern auf, der wechselnde Mond predigt uns Buße, und eine andächtige Kirche von Sternen betet mit uns. Werden wir uns in Gesprächen der Liebe erschöpfen? Ein Lächeln meiner Luise ist Stoff für Jahrhunderte, und der Traum des Lebens ist aus, bis ich diese Träne ergründe. (III. 4)
- Luise. Und hättest du sonst keine Pflicht mehr, als deine Liebe? (III. 4)
- Präsident. Daß mein Sohn Gefühl für das Frauenzimmer hat, macht mir Hoffnung, daß ihn die Damen nicht hassen werden. Er kann bei Hof etwas durchsetzen. Das Mädchen ist schön, [
] das gefällt mir an meinem Sohn, daß er Geschmack hat. Spiegelt er der Närrin solide Absichten vor? Noch besser so seh ich, daß er Witz genug hat, in seinen Beutel zu lügen. Er kann Präsident werden. (I. 5)
- Frau. Sei artig Miller. Wie manchen schönen Groschen haben uns nur die Präsenter
Miller [
] Das Blutgeld meiner Tochter? Schier dich zum Satan infame Kupplerin! Eh will ich mit meiner Geig auf den Bettel herumziehen, und das Konzert um was Warmes geben eh will ich mein Violonzello zerschlagen, und Mist im Sonanzboden führen, eh ich mirs schmecken laß von dem Geld, das mein einziges Kind mit Seel und Seligkeit abverdient. Stell den vermaledeiten Kaffee ein, und das Tobakschnupfen, so brauchst du deiner Tochter Gesicht nicht zu Markt zu treiben. [
]
Frau. Nur nicht gleich mit der Tür ins Haus. Wie du doch den Augenblick in Feuer und Flammen stehst! Ich sprech ja nur, man müß den Herrn Major nicht disguschtüren, weil Sie des Präsidenten Sohn sind.
Miller. Da liegt der Has im Pfeffer. Darum, just eben darum, muß die Sach noch heut auseinander. [
] Du wirst mir meinen roten plüschenen Rock ausbürsten, und ich werde mich bei Seiner Exzellenz anmelden lassen. Ich werde sprechen zu Seiner Exzellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta! Ich heiße Miller. (I. 1)
- Ich kann mir es jezt nicht vergeben, daß ich so eigensinnig, vielleicht auch so eitel war, um in einer entgegengesezten Sphäre zu glänzen, meine Phantasie in die Schranken des bürgerlichen Kothurns einzäunen zu wollen, da die hohe Tragödie ein so fruchtbares Feld, und für mich, möcht ich sagen, da ist; da ich in diesem Fache größer und glänzender erscheinen, und mehr Dank und Erstaunen wirken kann, als in keinem andern, da ich hier vielleicht nicht erreicht, im andern übertroffen werden könnte. (Schiller to Karl Theodor von Dalberg, 7 June 1784; quoted in Friedrich Schiller, Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Schauspiel, ed. Herbert Kraft, Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft: Deutsche Literatur, 17 (Reinbek: Rowohlt, 1967), p. 157.)
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