Schiller’s plays
Lecture 3: Wallenstein

  1. Die neue Ära, die der Kunst Thaliens
    Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch
    Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend,
    Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis
    Auf einen höhern Schauplatz zu versetzen,
    Nicht unwert des erhabenen Moments
    Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen.
    Denn nur der große Gegenstand vermag
    Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen,
    Im engen Kreis verengert sich der Sinn,
    Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken. (‘Prolog’ to Wallenstein, ll. 50-60)
  2. Die Leidenschaften […], wodurch [Wallenstein] bewegt wird, Rachsucht und Ehrbegierde, sind von der kältesten Gattung. Sein Charakter endlich ist niemals edel und darf es nie sein, und durchaus kann er nur furchtbar, nie eigentlich groß erscheinen. Um ihn [nicht] zu erdrücken, darf ich ihm nichts Großes gegenüberstellen, er hält mich dadurch notwendig nieder. Mit einem Wort, es ist mir fast alles abgeschnitten, wodurch ich diesem Stoffe nach meiner gewohnten Art beikommen könnte. (Schiller to Christian Gottfried Körner, 28 November 1796; in Schiller, Briefe, ed. Gerhard Fricke (München, 1955), p. 446.)
  3. Questenberg. […] Seine Majestät will Regenspurg
    Vor Ostern noch vom Feind gesäubert sehn,
    Daß länger nicht im Dome lutherisch
    Gepredigt werde – ketzerischer Greul
    Des Festes reine Feier nicht besudle. (Die Piccolomini II. 7)
  4. Wallenstein. Meßbuch oder Bibel!
    Mir ists all eins […]. (Wallensteins Tod, IV. 3)
  5. Terzky. Sie haben Dokumente gegen uns
    In Händen, die unwidersprechlich zeugen –
    Wallenstein. Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen. (Wallensteins Tod, I. 3)
  6. Wallenstein. Die Friedländerin
    Denkt er davonzutragen? Nun! Der Einfall
    Gefällt mir! Die Gedanken stehen ihm nicht niedrig.
    […]
    Ließ ich mirs soviel kosten, in die Höh
    Zu kommen, über die gemeinen Häupter
    Der Menschen wegzuragen, um zuletzt
    Die große Lebensrolle mit gemeiner
    Verwandtschaft zu beschließen? (Wallensteins Tod, III. 4)
  7. ‘krumme Wege’ (Die Piccolomini, I. 6)
    ‘krumme Wege’ (Die Piccolomini, II. 7)
    ‘Dein Weg ist krumm’ (WT II. 7)
  8. Eine der ersten Erfodernisse des Dichters ist Idealisierung, Veredlung, ohne welche er aufhört, seinen Namen zu verdienen. (Friedrich Schiller, ‘Über Bürgers Gedichte’ (1791), in Sämtliche Werke, 5 vols, ed. Gerhard Fricke and Herbert G. Göpfert, 3rd ed. (München, 1962), V, 979.)
  9. Max. Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen,
    Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft,
    Ist unverstellt und haßt die krummen Wege,
    Er ist so gut, so edel –
    Thekla. Das bist du! (Die Piccolomini, II. 5)
  10. Thekla. Das ist das Los des Schönen auf der Erde! (Wallensteins Tod, IV. 12)
  11. Wallenstein. Die Blume ist hinweg aus meinem Leben,
    Und kalt und farblos seh ichs vor mir liegen.
    Denn er stand neben mir, wie meine Jugend,
    Er machte mir das Wirkliche zum Traum,
    Um die gemeine Deutlichkeit der Dinge
    Den goldnen Duft der Morgenröte webend –
    Im Feuer seines liebenden Gefühls
    Erhoben sich, mir selber zum Erstaunen,
    Des Lebens flach alltägliche Gestalten.
    – Was ich mir ferner auch erstreben mag,
    Das Schöne ist doch weg, das kommt nicht wieder. (Wallensteins Tod, V. 3)
  12. Wallenstein. […] Sein Leben
    Liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet,
    Kein dunkler Flecken blieb darin zurück. (Wallensteins Tod, V. 3)
  13. Denn seine Macht ists, die sein Herz verführt,
    Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen. (‘Prolog’ to Wallenstein, ll. 117-18)
  14. Wallenstein. Ihr Lutherischen fechtet
    Für eure Bibel, euch ists um die Sach;
    Mit eurem Herzen folgt ihr eurer Fahne. –
    Wer zu dem Feinde läuft von euch, der hat
    Mit zweien Herrn zugleich den Bund gebrochen.
    Von all dem ist die Rede nicht bei uns –
    Wrangel. Herr Gott im Himmel! Hat man hierzulande
    Denn keine Heimat, keinen Herd und Kirche?
    Wallenstein. Ich will Euch sagen, wie das zugeht – Ja,
    Der Österreicher hat ein Vaterland,
    Und liebts, und hat auch Ursach, es zu lieben.
    Doch dieses Heer, das kaiserlich sich nennt,
    Das hier in Böheim hauset, das hat keins;
    Das ist der Auswurf fremder Länder, ist
    Der aufgegebne Teil des Volks, dem nichts
    Gehöret, als die allgemeine Sonne. (Wallensteins Tod, I. 5)
  15. Octavio. Aufgelöst
    Sind alle Bande, die den Offizier
    An seinen Kaiser fesseln, den Soldaten
    Vertraulich binden an das Bürgerleben.
    Pflicht- und gesetzlos steht er gegenüber
    Dem Staat gelagert, den er schützen soll,
    Und drohet, gegen ihn das Schwert zu kehren. (Die Piccolomini, V. 1)
  16. Wallenstein. Seht! Fünfzehn Jahr schon brennt die Kriegesfackel,
    Und noch ist nirgends Stillstand. Schwed und Deutscher!
    Papist und Lutheraner! Keiner will
    Dem andern weichen! Jede Hand ist wider
    Die andre! Alles ist Partei und nirgends
    Kein Richter! Sagt, wo soll das enden? Wer
    Den Knäul entwirren, der sich endlos selbst
    Vermehrend wächst – Er muß zerhauen werden.
    Ich fühls, daß ich der Mann des Schicksals bin. (Wallensteins Tod, III. 15)
  17. Erster Jäger. Ein Reich von Soldaten wollt er gründen,
    Die Welt anstecken und entzünden,
    Sich alles vermessen und unterwinden. (Wallensteins Lager, sc. 6)
  18. Octavio. Mein Sohn! Laß uns die alten, engen Ordnungen
    Gering nicht achten! Köstlich unschätzbare
    Gewichte sinds, die der bedrängte Mensch
    An seiner Dränger raschen Willen band;
    Denn immer war die Willkür fürchterlich –
    Der Weg der Ordnung, ging’ er auch durch Krümmen,
    Er ist kein Umweg. (Die Piccolomini, I. 4)
  19. Wallenstein. Nicht was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
    Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
    Gemeine ists, das ewig Gestrige,
    Was immer war und immer wiederkehrt,
    Und morgen gilt, weils heute hat gegolten!
    Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht,
    Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.
    Weh dem, der an den würdig alten Hausrat
    Ihm rührt, das teure Erbstück seiner Ahnen!
    Das Jahr übt eine heiligende Kraft,
    Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.
    Sei im Besitze und du wohnst im Recht,
    Und heilig wirds die Menge dir bewahren. (Wallensteins Tod, I. 4)

 


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